Landwirtschaft der Schweiz

Grünland und Getreide

In der Schweiz wird auf knapp 70% der landwirtschaftlich genutzten Flächen Grünlandwirtschaft betrieben (60% Dauergrünland), da es in den Voralpen, im Jura und im eigentlichen Berggebiet kaum Alternativen zur futterbaulichen oder forstwirtschaftlichen Nutzung gibt. Der Anbau von Ackerkulturen wie Getreide, Kartoffeln oder Gemüse erfolgt deshalb auf einer relativ kleinen Fläche in den tieferen Lagen des Mittellandes. Den größten Anteil haben hier Brot- und Futtergetreide, gefolgt von Mais, Zuckerrüben und Raps.

Kartoffeln

Die Kartoffel rangiert hinter Weizen, Reis und Mais an vierter Stelle. In der Schweiz betrug die Anbaufläche dieser besonders arbeitsintensiven Kultur 1998 noch knapp 15.000 Hektar. Die Erntemengen liegen bei etwa 700.000 Tonnen, können jedoch von Jahr zu Jahr sehr stark schwanken.

Obstanbau

Die Bauern bieten eine große Auswahl an Früchten an: Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Pflaumen, Kirschen, Weintrauben, Aprikosen und sogar die exotische Kiwi-Frucht. Allerdings hat der Obstbau in der Schweiz wirtschaftlich nur eine geringe Bedeutung: ca. 4.500 Betriebe bewirtschaften Obstkulturen auf einer Fläche von knapp 8.000 Hektar. Im Durchschnitt verdienen die Bauern 3,60 von 100 Franken mit diesem Betriebszweig. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Obstbau stark verändert: Stammte früher das Obst von Hochstammbäumen, dominieren heute die Niederstammkulturen, die leichter zu bewirtschaften sind. Die Hochstamm-Obstbäume prägen jedoch die Landschaft. Der Bund bietet Landwirten finanzielle Unterstützung, die ihre Hochstamm-Kulturen weiter pflegen. Nur 40 Prozent der Obsternte werden gegessen. Etwa gleichviel wird vermostet, der Rest geht in die Brennerei. Der Bund schützt die Schweizer Obstproduktion an der Grenze: Solange eine Obstsorte den Bedarf in der Schweiz deckt, werden die Zollabgaben dafür so erhöht, dass der Import sich nicht mehr rentiert. Südfrüchte können dagegen immer frei importiert werden.

Wein

Die Rebberge prägen in vielen Gegenden der Schweiz das Landschaftsbild. Bekannte Beispiele sind die Bündner Herrschaft, das Wallis oder das Lavaux-Gebiet am Genfer See. In etwa 23 Kantonen werden Reben kultiviert - vom Kanton Wallis mit über 5.000 Hektar bis zum Kanton Uri mit einigen wenigen Rebstöcken. Das Wallis, das Waadtland und Genf sind die größten Weinbaukantone. Insgesamt werden nicht weniger als 40 verschiedene Rebsorten angebaut. Knapp 9.000 Betriebe bewirtschaften eine Rebfläche von 15.000 ha. Der Anteil des Weinbaus an der landwirtschaftlichen Endproduktion beträgt ungefähr 5 Prozent und übertrifft damit den Gemüse- und den Kartoffelbau. In einem durchschnittlichen Jahr werden ungefähr 120 Mio. Liter Wein gekeltert, davon etwas mehr als die Hälfte Weißwein. Wer in der Schweiz Reben anbauen will, muss vom Bund die Bewilligung sowohl für den Ort als auch für die Rebsorte einholen. Um Überschüsse bei der inländischen Produktion zu verhindern, bestehen seit 1993 Vorschriften darüber, wie viele Trauben pro Quadratmeter geerntet werden dürfen.

Tabak

Der Tabakanbau ist in den vergangenen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen ständig zurückgegangen. Gegenwärtig betreiben noch etwa 400 Landwirte diese sehr arbeitsaufwändige Kultur. Die meisten dieser Betriebe findet man im Broyetal. Die Produktion deckt nur einen sehr kleinen Teil des in der Schweiz verbrauchten Tabaks.

Rinderhaltung und Milchwirtschaft

Fast die Hälfte des Ertrages in der Schweizer Landwirtschaft kommt aus der Rinderhaltung. Insgesamt halten die Landwirte knapp 1,7 Mio. Stück Rindvieh: Milchkühe, Rinder, Kälber, Zuchttiere und Ochsen. Die populärsten Rassen in der Schweiz sind das Simmentaler Fleckvieh (Milch- und Fleischproduktion) und das Braunvieh (in erster Linie zur Milch- aber auch zur Fleischproduktion), dazu kommen die Schwarzfleck- oder Holsteinrasse (reine Milchrasse) und im Wallis die Ehringer (Rindviehrasse, die unter schwierigen Bedingungen auf Hochalpenweiden gute Leistungen erbringen). Die Bedeutung der reinen Schweizer Rassen hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Heute werden vor allem Kreuzungsprodukte mit ausländischen Rassen in der Milch- und Fleischproduktion eingesetzt. Die Zahl der Milchkühe ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Durch den Fortschritt in der Zucht und bei der Fütterungstechnik geben die Kühe immer mehr Milch, so dass der Landwirt immer weniger Tiere benötigt, um die gleiche Menge Milch zu produzieren.

Rund ein Fünftel der Fläche der Schweiz kann nur als Weideland genutzt werden; zum größten Teil sind es die Gebiete der Hochalpen. Jährlich werden etwa 150.000 Kühe, 350.000 Stück Jungvieh, 210.000 Schafe und 33.000 Ziegen auf den Alpen gesömmert. Die Zahl der gealpten Kühe geht allerdings seit Jahren zurück. Dennoch ist die Alpwirtschaft von großer Bedeutung. Die Bergbauern sömmern in der Regel ihren gesamten Viehbestand, während Talbauern meist nur das Jungvieh auf die Alp bringen. Für die Bergbauern ist die Alpung der Tiere auch wegen der Milchverwertung wichtig. Etwa ein Drittel der Bergbauern kann die Milch nicht in die Käserei abliefern und verfüttert sie vom Herbst bis zum Frühling an die Kälber. Im Frühling kommen die Kälber zum Metzger. Es ist deshalb sinnvoll, die Milch im Sommer auf der Alp zu Käse und Butter zu verarbeiten. Für die Bergbauern ist es jedoch sinnvoll, die Tiere zu Beginn der Heuernte auf die Alp geben können, wodurch die tägliche Stallarbeit entfällt.

Die Schweizer Bauern melken im Jahr 3,8 Milliarden Liter Milch. Das sind 429 Liter pro Kopf der Bevölkerung. Die durchschnittliche Milchleistung je Kuh liegt bei etwa 5.300 Litern. Vier Fünftel der Milch werden weiterverarbeitet zu Käse, Butter, Rahm, Joghurt oder Milchpulver. Der Preis der Milch wird zwischen den Bauern und den Abnehmern ausgehandelt. Sie orientieren sich dabei an einem Zielpreis, den der Bundesrat festlegt, 1999 lag er bei 77 Rappen. Der Ladenpreis für die Konsumenten betrug gleichzeitig etwa Fr. 1,65 pro Liter Milch. 88 Rappen wurden demnach für Sammlung, Transport, Verarbeitung, Lagerung und Verkauf eines Liters Milch verrechnet. Der Bund regelt und unterstützt die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung der Milch und Milchprodukte. Seit 1977 gibt es in der Schweiz die sogenannte Milchkontingentierung: Jeder Bauer darf pro Jahr nur die vom Bund zugeteilte Milchmenge produzieren. Für jeden Liter Milch, den er mehr liefert, wird der Preis massiv gekürzt. Seit 1999 dürfen die Landwirte Milchkontingente untereinander kaufen und verkaufen.

Ziegenhaltung

Die Bedeutung der Ziegenhaltung in der Landwirtschaft ist wie bei der Schafhaltung gering. Trotzdem gehören die kleinen Wiederkäuer ins bäuerliche Bild. Ziegenrassen werden vom Bund anerkannt und unterstützt. Heute zählt man in der Schweiz knapp 9.000 Ziegenhalter mit zusammen 60.000 Tieren. Vor hundert Jahren zählte man noch 420.000 Ziegen. Zahlenmäßig die bedeutendste Rasse ist die Saanenziege; sie macht einen Viertel des Bestandes aus. Auf dem zweiten und dritten Platz liegen die Gemsfarbige Gebirgsziege und die Toggenburger Ziege. Vier Fünftel der Ziegen werden im Berggebiet gehalten, 60 Prozent in den Kantonen Graubünden und Tessin.