Am nordwestliche Ufer des Brienzer Sees liegt die Stadt Brienz, die berühmt für die handwerklich anspruchsvollen Holzschnitzarbeiten ist.
Die Anfänge der Holzschnitzereien waren die Hirten- und Bauernschnitzereien. Damals schnitzte man einfache Dinge für den Eigenbedarf wie Küchenutensilien oder einfach nur aus Langeweile. Vielfach wurden auch Häuser mit Schnitzereien verziert, was ein Zeichen für den Wohlstand war. Die Fähigkeit des Schnitzens erlernte man entweder selbst oder von seinen Vorfahren. Selbstverständlich waren die Werkzeuge und die Möglichkeiten damals nicht so ausgereift wie heute.
Die Schnitzereien im Berner Oberland gehen über Schnitzereien für den Eigenbedarf bis hin zum eigenständig, industriell betriebenen Gewerbe. Die Schnitzer der Stadt Brienz haben sich größtenteils auf Herstellung für den Tourismus spezialisiert. Dabei werden Schmuckkästchen, Wanderstöcke, Geschirr, Menschen- und Tierfiguren und vieles mehr in allen erdenklichen Größen und Formen von Hand gefertigt.
Die wirtschaftliche Bedeutung und die kulturelle und touristische Attraktion der Schnitzerei war den Schweizern schon im Jahre 1793 bewusst. Damals verfasste der Berner Kommerzienrat ein Dekret, wonach eine Förderung der heimischen Schnitzerei zu wirtschaftlichen Zwecken erfolgen sollte.
Mitte des 19. Jahrhunderts feierte die Brienzer Schnitzerei ihren Höhepunkt. Damals war die weltweite Nachfrage nach Holzschnitzererzeugnissen so groß, das sich eigens Handelsfirmen niederließen und man in Brienz nur noch eine Teilfertigstellung erledigte. Die Produkte wurden dann an ihrem Bestimmungsort fertiggestellt. So montierte man Scharniere und Schlösser erst anderswo auf der Welt. Die Ausstellungen mit Brienzer Schnitzerkunst fuhren damals bis in die USA nach Philadelphia und Chicago.
Nach dem 2. Weltkrieg ging das Interesse an Schnitzereien verloren, bevor es in den 70-er Jahren wieder auflebte.